Samstag, 18. Oktober 2008

Im Namen des Buches

Der vierte Tag der der Frankfurter Buchmesse geht langsam zu Ende. Die Taschen der Besucher sind voll mit Werbegeschenken, die vielen Autoren haben eine Sehnenscheidenentzündung von den Signierterminen und morgen schliesst die Messe für dieses Jahr wieder ihre Türen. Doch das nächste Buchereignis steht auch schon an: Der Schweizer Buchpreis. Der wird dieses Jahr zum ersten Mal vergeben - und DRS 2 wird auch wieder live dabei sein.

Ebooks brauchen kein Papier ...

Ebooks - sind sie nun eine Chance oder Gefahr für die herkömmlichen Bücher? Wie besorgt sind eigentlich die Firmen, die sich auf die Buchherstellung spezialisiert haben, wie Druckereien, Papierlieferanten, Buchbindereien? Nicht sehr. Zumindest geben sie sich relativ locker, sobald man das Thema Ebook anspricht.

Halle 4.1, Stand eines Papierherstellers. Der Sales Manager sieht in den Ebooks keine Konkurrenz und erklärt warum: «Heutzutage sitzen viele Leute den ganzen Tag im Büro vor einem Bildschirm. Und seien Sie ehrlich, am Abend sind Sie doch froh, wenn Sie nach einer Zeitschrift oder einem Buch greifen können. Da wollen Sie doch nicht schon wieder in einen Bildschirm gucken.» Es gebe sicher einen Markt für Ebooks - zum Beispiel für Magazine, die damit Druckkosten sparen würden, wäre so etwas reizvoll. Oder für die Werbung, die mit ihrer digitalen Anzeige gleich auch noch den passenden Internet-Link mitliefern würden, wären die Ebooks sicher auch interessant. «Aber die normalen Bücher werden durch die Ebooks sicher nicht verschwinden.»

Das sehen übrigens auch die Medienwissenschaftler so: Studien (zum Beispiel diese) zeigen, dass neue Medien die alten, die sich lange bewährt haben, nicht verdrägen. Sie würden komplementär existieren, die alten Medien würden nicht verschwinden, sondern oft ihre Funktion ändern.

Besser kann ich es auch nicht sagen


Alles nur geklaut?

Ein Problem, das viele Messen haben: Die Leute laufen mit grossen Taschen herum, in denen schnell mal das eine oder andere Buch verschwindet. Diese liegen ja auch überall offen herum und sind natürlich zum angucken und «anlesen» gedacht, wie beim Stand des Deutschen Buchpreises. Dort kann man einen Kaffee trinken, sich ein Buch der diesjährigen Long List greifen und nach Lust und Laune schmöckern. Das mit dem Zurücklegen nehmen einige Gäste dann aber doch nicht so genau.

Die Frau vom Stand erklärt mir, dass man damit nun einfach rechnen müsse: «Wir können die Augen nicht überall haben - und auch nicht jede Tasche kontrollieren.» Aber generell seien Buchmessebesucher ein ehrliches Volk. «An anderen Messen wird viel mehr geklaut, zum Beispiel an Tourismusmessen.» Doch man müsse das Positive daran sehen: «Eigentlich ist auch was Schönes: Die Menschen wollen unbedingt das Buch lesen, insofern ist das eine Bestätung für uns.»

Am Schluss unseres Gesprächs gibt sie mir noch ein dickes Heft mit: «Um dem Klauen etwas entgegenzuwirken, haben wir dieses Jahr ein Heft mit Leseproben der Long-List-Bücher gedruckt. Da bekommen Sie einen ersten Eindruck - und wenn Sie weiterlesen wollen, kaufen Sie sich das ganze Buch in der Buchhandlung.» Werd ich machen.

Übrigens: Der grösste inoffizielle Ehrentitel ist immer der des meistgeklauten Buches.

Flucht zu den Nischenverlagen

Die Masse schiebt sich durch die Gänge. Waren es in den letzten Tagen nur rund 50 000 Besucher, werden heute um die 70 000 erwartet. Der Weg wird immer mehr zu einem Hindernislauf: Papiertütenblockaden, Rolltreppenstau oder spontane Vollsperrungen der Gänge. Da sucht man sich gerne ein ruhiges Eckchen. Die Halle der Fachverlage ist relativ leer - und anatomische Zeichnungen haben doch ihren Reiz. Auch hört man plötzlich gerne Rezitationen serbischer Gedichte.

Wieder zurück im Gewühl folge ich dem Kreischen weiblicher Teenager. Rüpel-Rapper Bushido hat vor kurzem (mit knapp 30 Jahren) eine Biographie veröffentlicht und nutzt die Buchmesse für PR-Arbeit. Ich bleibe stehen, weil mir gefällt, wie er seine schreienden Fans zurecht weist: «Bitte seid ruhig, ich will hier ein ernstes Gespräch führen.» Es geht um Politik. Bushido erklärt: «Wer Macht hat, hat auch Verantwortung.» Und: «Du wählst einen, der dich vertritt und sich für dich einsetzt. So funktioniert das System.» Wenn die Fans doch nur so leidenschaftlich wählen gehen würden, wie sie kreischen.

Sammler und Jäger

Kalender, Stifte, Magnete, Postkarten, Lesezeichen, Aufkleber - und auch Bücher! Viele Messestände haben etwas für die Besucher zum mitnehmen. Die Taschen werden immer zahlreicher und voller. Doch es gibt eine Grenze. Isabelle (16) aus Karben (Umland Frankfurt) erklärt mir, dass ich jetzt wohl keine Gratis-Bücher mehr kriegen würde: «Die sind schon alle weg». Die Messe sei doch erst seit drei Stunden offen, moniere ich. «Ja eben. Wir waren um Punkt 9 Uhr hier. Halle 3 haben wir geschafft, jetzt sortieren wir kurz die brauchbaren Sachen aus und gehen weiter». Welcher Fund gefällt ihr am meisten? «Neben den Büchern? Die Keks-Ausstechformen von Carlsen Comics. Die haben die Form von Comicfiguren - total niedlich!»

Zitat des Tages

«Hier hat ein Land, also die Türkei, versucht, bloss nicht den Eindruck zu erwecken, dass man vielleicht orientalisch ist.»

Feridun Zaimoglu, deutsch-türkischer Schriftsteller zum Auftritt des Ehrengastes Türkei an der Buchmesse.

Amy Rose and Rouge the bat

Woran erkennt man, dass heute Publikumstag ist? Nun, heute Morgen musste ich am Einlass zum ersten Mal anstehen. Das augenfälligere: Es laufen lebende Comicfiguren - vor allem aus japanischen Mangas - herum. Sarah und Laura aus Frankfurt sind die Fledermaus «Rouge» und der Igel «Amy Rose», Charaktere aus dem Videospiel Sonic Heroes.


Bevor es los geht, bekommt Laura aber noch ihre Flügel aufgemalt. Was sie heute vorhaben: «Rumlaufen, gucken und Gleichgesinnte treffen».

Freitag, 17. Oktober 2008

Buchpreise - ein gern gesehenes Übel?

Die Nominierten* des Schweizer Buchpreises 08 trafen sich am Stand der Schweizer Verleger - und taten das, was Autoren in der Öffentlichkeit meistens tun (ausser aus ihren Werken zu lesen): sie diskutierten. NZZ-Redaktor Roman Bucheli stellte die Fragen, am Freitagnachmittag antworteten ihm Bärfuss, Lappert und Stamm.

Thema war unter anderem Sinn und Unsinn eines Buchpreises. Die Autoren waren sich einig: So ein Preis ist gut, aber auch schlecht. Eigentlich ist sowas eine gute Sache, denn diese Preise verschaffen der Literatur Öffentlichkeit und damit Aufmerksamkeit. Aber eigentlich ist es auch schlecht, denn Literatur wird wie ein Wettrennen inszeniert. Ausserdem werden viele gute Autoren vom Buchmarkt gar nicht mehr wahrgenommen, weil sich alle auf die Finalisten und Gewinner solcher Preise fokussieren.

Die Verleihung findet am 16. November in Basel statt, Favorit ist Rolf Lappert und DRS 2 wird live darüber berichten.


*Lukas Bärfuss (Hundert Tage), Anja Jardine (Als der Mond vom Himmel fiel), Rolf Lappert (Nach Hause schwimmen), Adolf Muschg (Kinderhochzeit) und Peter Stamm (Wir fliegen)

Franz Hohler im Netz (und an der Messe)

Der Schweizer Schriftsteller Franz Hohler hat eine der amüsantesten Homepages, die ich seit langem gesehen habe www.franzhohler.ch (Achja, und er war natürlich auch an der Buchmesse zu Gast).

Wurst der Hölle

Er würde genügend Geld bekommen für seinen Job als lebendes «Übelsetzungen»-Buch, versicherte mit der Herr in gelb.

Günter Grass und das Geld

Was fragt man einen Bestsellerautor und Nobelpreisträger? Man fragt ihn nach seiner Meinung über die aktuellen politischen und wirtschaftlichen Geschehnisse - also die Finanzkrise. Ob Grass darüber schreiben würde, die globalen Firmen, die Schurken, die Opfer, die Bosse und die Kunden. Nein, sagte Grass, darüber würde er sicher nicht schreiben wollen.

Zitat des Tages

«Wer zur Buchmesse fährt, kommt ja nicht wegen der Bücher, sondern weil er Menschen treffen will. Aber das geschieht nicht wirklich. Man stösst allenfalls auf Leute, die schweissüberströmt sagen: 'Wir müssten mal telefonieren' - dann sind sie wieder weg.»

Joachim Kaiser, Kritiker

Comicwelt = Mangawelt

Die Comicstände sind - wie (un)passend - neben der Kinderliteratur zu finden. Die Vielfalt ist wie überall hier riesig - und vor allem ist es sehr bunt. Denn natürlich werben die Comicverlage damit, was sie von der Belletristik vor allem unterscheidet: die Bilder. Doch kippt die Comicwelt in eine Richtung: Mangas.

Es scheint, als ob die Mangaverlage die meisten Stände haben - oder entsteht der Eindruck nur, weil sie mit überdimensionalen Plakaten auf sich aufmerksam machen? Wenn man etwas sucht, findet man aber auch Asterix, das Marsupilami oder Perry Rhodan.

Krabat, Grass und Bucheli

Drei Highlights liegen heute für mich auf dem Programm: Um 11 Uhr Signierstunde mit meinem Lieblingscartoonisten aus Deutschland, Joscha Sauer, mit seinem Werk «Nicht lustig». Um 11.30 Uhr liest Günter Grass aus seinem neuen Buch «Die Box», in dem der Autor seine acht Kinder über ihn, den Vater, erzählen lässt. Währenddessen laufen einige interessante Diskussionen. Ein Auszug: «Online Zeitungen - Chance oder Gefahr für Print?», «Meinungsfreiheit in der Türkei - Erfahrungen der Verlegerbranche» oder «Fördern Computerspiele das Lesen?». Seit halb zehn wird ausserdem die Verfilmung des Jugendbuchklassikers «Krabat» von Ottfried Preussler gezeigt, die gerade im Kino angelaufen ist. Und um 16 Uhr, beim Stand des Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verbands, werden die nominierten Autoren des ersten Schweizer Buchpreises von Roman Bucheli interviewt.

Of cows and men

Heute ist der dritte und letzte Tag - zumindest für die Fachbesucher. Morgen darf dann auch der «Pöbel» in die Messehallen, und dann wird es noch voller. Schon jetzt kommt einem in den Hallen der Begriff Viehtransport in den Sinn, angesichts der Menschenmassen. Wie wird das morgen erst werden?

Donnerstag, 16. Oktober 2008

Es gibt natürlich nicht nur Massagen

Doch leider sind die Bücher nicht immer so schön aufgestellt wir auf dem Foto...

Gorbatschow kam, sah und langweilte

Das Interesse an dem ehemaligen Präsidenten der Sowjetunion war gross, sowohl bei der Presse als auch bei den Fachbesuchern. «Oh sieht der niedlich aus, mit seinem Fleck», sagte die Frau neben mir, als Gorbatschow begleitet von vier Leitbwächtern auf die Bühne ging. Gorbatschow kam, um sein neues Buch zu präsentieren: The Collected Works of Mikhail Gorbachev. Sprich: Alle Texte, die Gorbatschow seit 1961 verfasst hat, in einer Ausgabe mit fünf Bänden - bisher nur auf Russisch.

Leider blieb die Veranstaltung auch das, was sie war: Ein PR-Event. Der Verleger lobte Gorbatschow als Schwergewicht der Weltpolitik, der auch heute noch Einfluss hat. Nach der Lobeshymne ergriff der Autor selbst das (pathetische) Wort: «Als man an mich herantrat und fragte, ob ich meine Arbeiten gesammelt veröffentlichen würde, fragte ich mich: Braucht die Welt so ein Buch?» Das fragte ich mich auch. Und ging.

Der Thailand-Buchstand

Übrigens gibt es an einer Buchmessen nicht nur Bücher. Auch Thai-Massagen.

Wer braucht das Wiki-Lexikon?

Wer soll das neue Wikipedia Lexikon eigentlich kaufen? Die Wikipedianer bestimmt nicht. Die Sprecherin von Bertelsmann hatte folgende Vorschläge: Erstmal könne man Kinder, die sonst nur auf Wikipedia und sonst im Internet surfen, so an ein Buch heranführen. Zweitens könne man dieses aktuelles Nachschlagewerk nutzen, wo kein Internet ist, «wie im Wohnzimmer». Und drittens sei dies ein Werk für Erwachsene, die sich nicht unbedingt im Internet auskennen, aber informiert sein wollen, was im Moment aktuell und im Trend liegt. Ich fürchte, sie hat diese Zielgruppenvorschläge wirklich ernst gemeint. Das Lexikon kostet übrigens 19.90 Euro.

Das steht drin im Wiki-Lexikon

Der erste Artikel im Wikipedia Lexikon ist: 1. Buch Moses. Klar, Zahlen vor Buchstaben, Ziffer 1 vor Buchstabe A. Danach folgt: 1. FC Kaiserslautern, 1. FC Köln, 1. Weltkrieg (mit Verweis auf -> Erster Weltkrieg) und so weiter bis 99 Luftballons, das Lied der Sängerin Nena. Dann folgt der Buchstabe A. Es sind sehr kurze Artikel (im Vergleich zur Web-Version) - es wurde immer der einleitende Absatz der echten Wikipedia Artikel genommen, der einen Überblick gibt, bevor die detaillierten Informationen folgen.

Man sieht schon jetzt: Im weltweit ersten, gedruckten Wikipedia Lexikon findet man andere Begriffe, als in den traditionellen Nachschlagewerken. Der Grund: Für die einbändige Enzyklopädie wurden die 50 000 meistnachgeschlagenen (also angeklickten) Artikel der Web-Version genommen.

So wurde bei der Buchvorstellung auch mehrmals betont: Die gedruckte Version soll den Zeitgeist (der Wikipedia-) Gesellschaft abbilden, ein Seismograph für die Interessen sein und die Alltagskultur wiederspiegeln. Und tatsächlich: Man findet viele Begriffe, die es nie in ein herkömmliches Nachschlagewerk schaffen würden, weil sie als nicht relevant genug eingestuft werden, oder davon ausgegangen wird, dass sie ihre Aktualität verlieren und in zwei Jahren niemand mehr davon redet. Anders als beim Wiki-Lexikon: Dort findet man Burger King, Bushido oder Klingonische Sprache. Der letzte Artikel ist übrigens über ZZ Top.

Sinn oder Unsinn?

Eigentlich ist ein Wikipedia Lexikon in Buchform absurd. Die feste, unwiederrufliche Form als gedrucktes Buch ist genau das Gegenteil der Idee von Wikipedia. Also konkret von der Idee, dass Leser für Leser schreiben und von ihnen wieder kontrolliert werden. Deshalb befindet sich dieses Online-Lexikon im ständigen Wandel, täglich werden neue Begriffe hinzugefügt, Artikel verbessert, geändert, umgeschrieben. Warum sollte man also ein Buch daraus machen? Ich hoffe, das kann Bertelsmann gut begründen, an der Präsentation der Online-Enzyklopädie, in 40 Minuten.

Details zu den Ebooks/E-Readern

Nach anfänglicher Euphorie muss ich zugeben, dass der Standard der neuen Reader für Ebooks noch einiges zu Wünschen übrig lässt. Seit der Einführung des iPhones sind wir Touchscreens gewöhnt. Sogar schon die Palms arbeiteten ja mit dem System. Die meisten Modelle der E-Reader lassen sich aber ganz herkömmlich nur mit Knöpfen bedienen. Die sind meistens unten in einer Leiste untergebracht, bei ein paar Modellen auch an der Seite, was sich als unvorteilhaft herausstellt: Da man das «Buch» ja mit beiden Händen eben an der Seite hält, kann schon mal beim Lesen zufällig einen Knopf berühren - und befindet sich plötzlich irgendwo in der Menuführung.

Farbe liegt auch noch nicht drin. Grauschattierungen sind alles, was man bekommt, und damit kommen die einzelnen Buchcover überhaupt nicht zu Geltung. Auch Bilder kann man mit den E-Readern angucken - aber ohne Farbe macht selbst die Mona Lisa keinen Spass.

Doch haben die E-Reader Bildschirme einen Vorteil: Bei hellem Sonnenlicht ist alles gut erkennbar, anders als bei herkömmlichen LCD- oder Computerbildschirmen. Das Lesen im Dunkeln ist allerdings wegen fehlender Beleuchtung nicht möglich. Man muss also weiterhin zur Taschenlampe greifen, wenn man unter der Bettdecke lesen will.

Die E-Reader besitzen einen internen Speicher mit bis zu 180 Megabyte, umgerechnet sind das ungefähr 200 Bücher. Jedoch können die Geräte mit SD-Speicherkarten aufgerüstet werden.

Und zuletzt: Wie kommt ein Ebook auf einen E-Reader? Viele Anbieter setzen auf drahtlose Übertragung per W-Lan oder Bluetooth, jedoch haben alle Modelle auch einen USB-Anschluss.

So viele interessante Termine - so wenig Zeit

Erster Termin heute: Die Pressekonferenz «News und Informationen zur Frankfurter Buchmesse», die jeden Morgen stattfindet und die wichtigesten Ereignisse von gestern und heute zusammenfasst. Der Pressesprecher verkündete stolz: «Am ersten Tag der Messe hatten wir 46108 Besucher - 797 mehr als letztes Jahr.» Hohe Gäste waren auch darunter: der deutsche Bundespräsident Horst Köhler und der türkische Staatspräsident Abdullah Gül. Die Polizei war zufrieden, denn die Besuche verliefen reibungslos. Sie konnte ausserdem den Chef einer Taschendiebbande in einem Restaurant festnehmen. Die Bande trieb auf der Buchmesse ihr Unwesen, ohne den Chef jedoch funktioniere die Bande nicht mehr, so die Polizei.

Der Ausblick auf heute ist viel versprechend und bietet einige illustre Namen: Michail Gorbatschow wird erwartet, Elke Heidenreich, der «Aussenminister» des Vatikans Kardinal Tarcisio Bertone ist zu Gast, ebenso die französische Ministerin für Kultur und Kommunikation, Christine Albanel. Cees Noteboom, Martin Suter, Stefan Aust, Buchpreisträger Uwe Tellkamp sind nur die berühmtesten Autoren, die heute an der Buchmesse zu Gast sein werden. Und wieder muss ich an den etwas abgelutschten, aber wahren Spruch denken: Wer die Wahl hat, hat die Qual.

Mittwoch, 15. Oktober 2008

Ein Nachtrag ...

Um der Wahrheit gerecht zu werden - die Niederländer haben doch Bücher.

«Ein gutes Buch hat eine Aura»

Endlich wieder ein richtiges Buch in der Hand! Ein schweres, mit dickem Buchdeckel. Schön. Ortstermin beim Badener Verlag Lars Müller Publishers. Der Verlag ist bekannt für seine «mit Liebe» gestalteten Bücher. Das Design, das Format und die haptische Gestaltung sind genau so wichtig wie der Inhalt der Bücher.

Besitzer Lars Müller (Foto) betont, dass Lesen auch eine sinnliche Erfahrung ist. So spüre man zum Beispiel das Gewicht des Buches in seiner Hand. Für Müller ist es wichtig, dass ein Buch auch eine haptische Qualität besitzt. Man baue auch immer eine körperliche Beziehung zu einem Buch auf. «Ein gutes Buch hat eine Aura», so Müller.

Für ihn gibt es kalte und warme Medien: Eine DVD zum Beispiel gehöre klar zu den kalten, ein Buch zu den warmen Medien. Die neuen E-Reader kann man demnach zu der kalten Gruppe einordnen. Für Lars Müller ein klarer Nachteil: «Ich selbst werde wohl die Ebooks als Konsument nutzen - aber sie werden sicher kein Buchersatz sein. Ich lese gerne - und für meine Ferienlektüre nehme ich deshalb auch gerne schwere Koffer in Kauf.»

Ebooks oder die Formatfrage

Eine grosse Frage, die die Verlage und überhaupt alle, die mit Ebooks zu tun haben, beschäftigt, ist die Formatfrage. Im Moment gibt es sechs verschiedene Geräte mit sechs verschiedenen Formaten. Das populärste davon kennen wir alle: das PDF.

Doch dieses Format ist zu statisch, man kann das Dokument zwar vergrössern, also zoomen, aber weder umbrechen noch sonst irgendwie verändern. Das kann aber das Format, was schon in den USA gebraucht wird, das .ePub (electronic publishing). Damit wird der Text aufgebrochen, man kann Teile herausziehen oder die Schriftgrösse ändern. Ob sich dieses oder ein anderes Format in Europa durchsetzt, werden wir erst nächstes Jahr sehen. Trotzdem ist man sich einig: Es braucht ein einziges Format für alle Geräte, denn die Ebooks sollen vor allem eins sein: kundenfreundlich.

E-Reader die Dritte

Ja, die Lesequalität eines elektronischen Buches ist überzeugend! Auch im starken Sonnenlicht ist alles gut erkennbar - also liegt eine Strandlektüre auf jeden Fall drin. Der Hintergrund ist leicht gräulich, also ähnlich wie die echten Buchseiten, und nicht kreideweiss wie zum Beispiel im Microsoft Word. Ist das vielleicht der Grund, dass die Augen nicht müde werden, wie sonst bei der Arbeit vor einem Bildschirm?

Aber: Ein echtes Buch braucht keinen Strom! Der Reader natürlich schon, doch sollte der Akku (einmal aufgeladen) für 6000 bis 10 000 mal blättern reichen. Einmal geblättert fällt das Gerät in einen Ruhezustand, während des Lesens wird also kein Strom verbraucht. Nachteil: Blättert man weiter, muss es erst wieder «aufwachen», und braucht einige Ladezeit bis tatsächlich die Seite wechselt.

Und teuer ist es auch, so ein Gerät, die Preise der Modelle liegen zwischen 200 und 400 Euro. Jetzt muss man warten, wie teuer die Inhalte, die Ebooks, sein werden - wenn diese entsprechend günstig sind, lohnt sich so ein Gerät vielleicht doch.

Einen E-Reader in der Hand

Genug gelesen und gehört habe ich mittlerweile über diese neuen Ebooks und E-Reader. Ich möchte es sehen, anfassen, ausprobieren. Am Stand des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels sind die verschiedenen Modelle ausgestellt - und hart umkämpft. Die Kollegen der Presse wollen natürlich auch anfassen und ausprobieren. Ich greife blind zu und erwische das Modell von Bookeen. Erster Eindruck: leicht, dünn, handlich und gute Bildschirmqualität. Die Menuführung ist zwar nicht unbedingt selbsterklärend, aber relativ einfach. Und eigentlich muss man ja sowieso nur eins wissen: Wie man blättert.

Die E-Reader sind da

Erstmal eine kurze Übersicht: So sehen sie elektronischen Lesegeräte aus. Und eine Begriffserklärung: Ebooks sind die digitalen Bücher, also die Inhalte (die gibt es übrigens in Europa im Moment noch nicht zu kaufen) - dafür aber die E-Reader, die Lesegeräte wie zum Beispiel das Kindle (vorne links). Und die verschiedenen Modelle werden auf der Buchmesse vorgestellt.

Pamuk vs. Gül

Gestern wurde die Buchmesse offiziell eröffnet - wie immer bei solchen Anlässen mit vielen prominenten Rednern. Nach den üblichen Lokalpolitikern und Messedirektoren, wartete das Publikum auf den Autor Orhan Pamuk , denn er würde sich kritisch über die Türkei äussern - so wurde gemunkelt. Und tatsächlich kritisierte Pamuk die türkische Regierung mit harschen Worten - im Beisein des türkischen Staatspräsidenten Abdullah Gül. Der stand nach Pamuk am Rednerpult, und schmetterte die vorangegangene Kritik unbeeindruckt ab. Ein Auszug.

Pamuk: In der Türkei werden Schriftsteller und auch Bücher immer noch unterdrückt und mundtot gemacht.

Gül: In Sachen Meinungs- und Redefreiheit entsprechen wir den Kriterien der EU in hohem Masse.

Pamuk: Der Artikel 301 wird dazu benutzt, Schriftsteller wie mich einzuschüchtern und zu knebeln.

Gül: Unsere Diversität macht uns stärker.

Pamuk: Internetseiten wie Youtube sind in der Türkei immer noch gesperrt - aus politischen Gründen.

Gül: Dank den Reformen hat sich in der Türkei vieles zum Guten geändert.


Die Quintessenz des ganzen hat wohl der deutsche Aussenminister Franz Walter Steinmeier in seiner Rede zusammengefasst: «Die Türkei hat einen grossen Teil des Weges zurückgelegt, hat aber auch noch einen grossen Teil vor sich.»

Dienstag, 14. Oktober 2008

Leere Literatur

Die Niederlande haben in der Literatur - wie im Fussball - immer viel zu bieten.

Wie reagieren die Verlage auf das Ebook?

Das Ebook kommt - wo sonst, wenn nicht auf der Buchmesse. Und dann? Das ist die Frage, die hier überall diskutiert wird. Wie geht zum Beispiel die Verlagsindustrie damit um? Wie die Musikindustrie, damals, als das mp3-Format eingeführt wurde? Nein, überhaupt nicht. Die Verlage freuen sich auf die Ebooks - zumindest macht Stefan Fritsch (Foto), Geschäftsleitungsmitglied von Diogenes, diesen Eindruck.

«Wir warteten auf ein benutzerfreundliches Gerät, und ich glaube, die Technik ist jetzt soweit…», erklärt Fritsch im Interview. Jetzt müssten die Rahmen gesetzt werden: Wie sieht die rechtliche Lage aus? Wie sieht überhaupt ein Ebook aus? Hat es einen Cover, einen Klappentext? Kann man auch einzelne Kapitel kaufen - wie in der Musik, wo man ja auch nicht die ganze CD kaufen muss. Und wie teuer ist so ein Buch in Ebook-Version überhaupt? Fritsch: «Dafür existiert ja noch überhaupt kein Preisgefühl.»

Dass es in zehn Jahren aber immer noch Bücher geben wird, davon ist Fritsch überzeugt. «Das Buch als solches wird es weiterhin geben. Doch Ebooks werden immer praktischer werden, zum Beispiel für ältere Menschen, die sich individuell ihre Schriftgrösse einstellen können.»

Eindrücke...


Morgen öffnen die Tore. Fertig sieht hier noch gar nichts aus. Aber hier ist es nicht anders als überall: Fertig wird man immer erst eine Minute vor der Eröffnung!

Sichtung des ersten Prominenten



Ein Rudel Kameras ist immer ein gutes Zeichen für Prominenz. Paulo Coelho ist da und mir bleibt nur zu fragen, ob ich einen Trend beim Thema Frisuren verpasst habe. Weiss jemand, warum er am Hinterkopf einen Kreis seiner Haare stehen lässt?

Wie auf einem Flughafen

Auch an einer Messe müssen lange Wege zurückgelegt werden. Wie hier,
von Halle 5 zur Halle 6.

In Frankfurt

Angekommen. Von der Messe selber merkt man nichts - nur dass jede Tageszeitung voll mit Artikeln über Bücher, Verlage, E-books ist. Vereinzelt sieht man Buchmesse-Fahnen. Pressekonferenz fing ohne uns an, Paulo Colheo muss also auf unsere Anwesenheit verzichten. Dafür machen meine Kolleginnen und ich beim Presserundgang mit. Hoffentlich gibt es ein paar brauchbare Fotomotive.

Montag, 13. Oktober 2008

Ready to go


Was nimmt man zu einer Buchmesse mit? Bücher? Das wäre sowas wie Eulen nach Athen tragen. Trotzdem nehme ich das Klippenspringerbuch Pied à la lune mit - ich versuche im Auftrag meines Kollegen Tom, einen deutschen Verlag dafür zu finden. Ob ich das schaffe, seht ihr spätestens in fünf Tagen.